Als der hl. Augustinus in seiner Ordensregel darüber nachdachte, wie Augustiner zusammenleben, da orientierte er sich an der Apostelgeschichte des Evangelisten Lukas. Ihm stand das Ideal der urchristlichen Gemeinde vor Augen, die alles gemeinsam hatte, miteinander betete und Alltag teilte. So schreibt er im 1. Kapitel der Ordensregel: "Zu allererst sollt ihr einmütig zusammenwohnen wie ein Herz und eine Seele auf dem Weg zu Gott.“ Und weiter: „Bei Euch darf von persönlichem Eigentum keine Rede sein“, womit er sich auf die Apostelgeschichte bezieht: „So lest ihr ja in der Apostelgeschichte: sie hatten alles gemeinsam, und jedem wurde so viel zugeteilt, wie er nötig hatte.“
Heute verstehen wir Augustiner darunter, dass wir alle Güter gemeinsam haben und miteinander teilen. Das beschränkt sich nicht auf das Materielle. Wir teilen Glauben und Leben, teilen Wissen und Kenntnis, teilen Arbeit und Freizeit.
So können wir gemeinsam unsere Individualität leben, und die vielfältigen Gaben und Begabungen des Einzelnen kommen zum Tragen. Es ist uns wichtig, dass nicht alle das Gleiche bekommen. Wir haben verschiedene Bedürfnisse, haben vielfältige Möglichkeiten und bringen diese in Gemeinschaft zum Ausdruck.
Als Individuen bilden wir Gemeinschaften. Das ist immer wieder spannend und manchmal auch mit Spannungen verbunden. Das zeigt sich nicht nur dann, wenn ältere mit jungen Brüdern zusammen leben, wohnen und arbeiten. Auch das Leben in den jeweiligen Generationen bedarf immer wieder der Suche, wie Gemeinschaft vor Ort gelebt werden kann. Wir brauchen Vereinbarungen, die in den einzelnen Gemeinschaften (Konventen) verbindlich gelebt werden, getragen durch die Ordensregel und von dem Bewusstsein, dass wir alle in Deutschland eine gemeinsame Ordensprovinz sind.
Es ist gut, dass wir uns dabei immer wieder vor Augen halten, dass wir nicht als Zweckgemeinschaft zusammenleben. Uns bringen nicht in erster Linie Sympathie oder wirtschaftliche Gründe zusammen. Unser Zusammenleben basiert auf einem gemeinsamen Leben vor und mit Gott. Augustinus schreibt zum Abschluss des ersten Kapitels seiner Ordensregel: „Lebt also wie ein Herz und eine Seele zusammen und ehrt gegenseitig in euch Gott; denn jeder von euch ist sein Tempel geworden.“
Dieses Zusammenleben konkretisiert sich vor Ort in den Konventen. So heißen die Gemeinschaften in den einzelnen Häusern des Ordens. Auch da wird nicht alles unter ein Gesetz, eine Ordnung gestellt und schon gar nicht alles über einen Kamm geschoren. Die Brüder werden alle vier Jahre aufgefordert, sich in einem Konventskapitel (so heißt die Zusammenkunft aller) eine eigene Hausordnung zu geben, in der das gemeinsame Gebet, der gemeinsame Gottesdienst, gemeinsame Essenszeiten und auch die Zeiten zur Erholung im brüderlichen Gespräch und Austausch vereinbart werden.